GEISTIG FIT BLEIBEN DURCH MUSIZIEREN

Die Deutsche Hirnstiftung empfiehlt das Spielen eines Musikinstrumentes zur Demenzprävention.
Klavierspieler mit Freuden

Bei der Demenztherapie hat die Musiktherapie bereits einen festen Platz. Nun zeigte eine Studie vom Februar 2024 der deutschen Hirnforschung aus Weimar die Bedeutung des aktiven Musizierens für die Demenzprävention. Das Spielen eines Instrumentes kann kognitive Alterungsprozesse sowie das Risiko für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz verhindern oder das Auftreten hinauszögern - vermutlich durch die Verbesserung der sogenannten kognitiven Reserve. Dass Demenzprävention durch verschiedenste Interventionen möglich ist, ist seit längerem bekannt; die Implementation  entsprechender Maßnahmen wird jedoch angesichts zunehmender Fallzahlen und fehlender kausaler Therapien immer schwerer.

Erwachsene über 40 untersucht

Eine Studie hat gezeigt, dass das Spielen eines Musikinstrumentes mit deutlich besseren Gedächtnisleistungen verbunden ist. Es handelt sich um eine Studie zur Bewertung der kognitiven Funktionen bei Erwachsenen im Alter über 40 Jahren. Anhand des ELMEQ-Fragebogens ("Edinburgh Lifetime Musical Experience Questionnaire") wurden musikalische Erfahrung und Beschäftigung mit Musik im bisherigen Leben erfasst. Die kognitive Leistung wurde mithilfe eines computergestützten Testsystems auf der PROTECT-Studienplattform ermittelt. Die Analyse ergab einen klaren, signifikanten Zusammenhang: Das Spielen eines Musikinstruments war mit einem besseren Kurzzeit- bzw. Arbeitsgedächtnis und Exekutivfunktionen verbunden. Auch Gesang war signifikant positiv mit exekutiven Funktionen sowie allgemeine musikalische Fähigkeiten mit dem Arbeitsgedächtnis assoziiert. Die Studienautoren sehen mit ihrer Erhebung frühere Untersuchungen bestätigt, denen zufolge aktives Musizieren während des gesamten Lebens die kognitiven Reserven fördert.

Aufbau kognitiver Reserve

Unter kognitiver Reserve versteht man die Fähigkeit unseres Gehirns, bei zerebralen Beeinträchtigungen (Erkrankungen, Traumata oder Alterungsprozesse) kognitive Funktionen aufrechtzuerhalten bzw. zu kompensieren. Die Bedeutung kognitiver Reserven wird angesichts der weltweit dramatisch steigenden Demenzzahlen immer wichtiger: Zurzeit leben in Deutschland etwa 1.798.000 (Stand 12/2021) Menschen   mit Demenz, bis 2033 lassen Hochrechnungen eine Betroffenenzahl von bis zu zwei Millionen Menschen erwarten! Das Risiko einer Demenzerkrankung steigt mit dem Alter deutlich an und liegt bei den über 90-jährigen bei etwa einem Drittel. Demenzen gehören zu den chronischen neurodegenerativen Erkrankungen; sie werden nach den auslösenden Krankheitsmechanismen eingeteilt. Etwa zwei Drittel aller Demenzerkrankungen entfallen auf die Alzheimer-Krankheit, gefolgt von den vaskulären Demenzen (z. B. durch Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck) mit 15 bis 20 %. Die restlichen Fälle verteilen sich auf Mischformen und andere seltene Demenzerkrankungen. Trotz des relativ guten wissenschaftlichen Verständnisses über die Alzheimer-Pathologie gibt es bis heute keine Heilung oder kausale Therapie. Bisherige antidementiv wirksame Medikamente können die Gedächtnisleistung nur in sehr begrenztem Maße bessern oder eine Verschlechterung verlangsamen.

40 % Demenzfälle abwendbar

Demenzprävention muss und wird zukünftig an Bedeutung gewinnen - insbesondere, da inzwischen mehr als zehn sogenannte modifizierbare Demenzrisikofaktoren nachgewiesen wurden, deren Beseitigung/Behandlung fast 40 % aller Demenzfälle verhindern könnte. Dazu gehören Bildung sowie gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, soziale und geistige Aktivität. Wichtige behandelbare Demenz-Risikofaktoren sind auch Schwerhörigkeit und Depression. Auch wiederhole Schädel-Hirn-Traumata rücken in letzter Zeit in den Fokus der Demenzforschung. Vielleicht führt die aktuelle Studie dazu, dass auch das Musizieren bzw. Spielen eines Instrumentes in die Liste der Maßnahmen zur Demenzprävention aufgenommen wird. Auch in einer großen Metaanalyse von prospektiven Kohortenstudien war das Spielen eines Musikinstruments bei älteren Erwachsenen signifikant mit einem um 46 % (HR 0,64) geringeren Demenzrisiko verbunden.

Gehirn aktiv halten durch musizieren

Der biologische Zusammenhang zwischen dem Spielen eines Musikinstruments bzw. aktiver Beschäftigung mit Musik und dem Demenzrisiko wird von den Autorinnen und Autoren der genannten Arbeiten in erster Linie der intellektuellen Herausforderung gesehen - vergleichbar anderen Lebensstilfaktoren und Freizeitaktivitäten, die das Gehirn aktiv halten. Beim Musizieren koordiniert das Gehirn kognitive, emotionale und motorische Abläufe. Körperliche und geistige Aktivität spielen insgesamt eine Schlüsselrolle bei der Gesundheitsprävention, gerade auch gegen Demenz, denn sie fördern lebenslang den Aufbau der kognitiven Reserve, stimulieren die Gehirnplastizität und Gehirnnetzwerke, verbessern exekutive Funktionen sowie das Gedächtnis - und machen unser Gehirn widerstandsfähiger gegen kognitive Beeinträchtigungen und Abbau im Alter. Das Musizieren in Gruppen fördert zudem Sozialkontakte.

Es geht nicht um Perfektion

Aufgrund der zunehmenden Datenlage empfiehlt die Deutsche Hirnstiftung allen Menschen zum Erhalt der kognitiven Gesundheit ein Musikinstrument zu erlernen oder in einem Chor mitzusingen. Es handelt sich um eine bewusste Lebensstilentscheidung mit potenziell großer Wirkung, die aber auch bei öffentlichen Gesundheitsinterventionen zur Reduzierung des kognitiven Alterns und Demenzrisikos berücksichtigt werden sollte. Dabei kommt es nicht auf Perfektion an, sondern auf die fortgesetzte aktive Beschäftigung mit Musik bis ins hohe Alter. Für den Neubeginn oder die Wiederaufnahme eines früher gespielten Instrumentes ist es dabei nie zu spät.

Wir beraten Sie gerne persönlich und individuell auf Ihre Lebenssituation abgestimmt.

Mit musikalischen Grüßen aus der Linzer Harrachstraße!
Unterschrift Karl Danner